– 44. „Die ursprüngliche Innerlichkeit, mit der ein Individuum die Welt, die es umgibt, fühlt und dementsprechend reagiert, das ist es, was Nietzsche interessiert.“[62] Das Vornehme entsteht nach der Interpretation Collis durch die Distanz, durch das Leiden, das trennt. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte." Andererseits gab es Nationalsozialisten, die Nietzsches Feindschaft gegen den Antisemitismus erkannt hatten und vor einer Verwendung seiner Schriften für die eigene Ideologie warnten, so zum Beispiel der völkische Vordenker Theodor Fritsch in einer Rezension von 1897, der in Jenseits von Gut und Böse eine „Verherrlichung der Juden“ und eine „schroffe Verurteilung des Antisemitismus“ sah. ), Drittes Hauptstück: Das religiöse Wesen (45. mit Verlaub gesagt) und nicht eine Welt-Erklärung ist: aber, insofern sie sich auf den Glauben an die Sinne stellt, gilt sie als mehr und muss auf lange hinaus noch als mehr, nämlich als Erklärung gelten. Bei dieser Betrachtung kommt Nietzsches persönlicher Hintergrund als Altphilologe zum Zuge. – 62), Viertes Hauptstück: Sprüche und Zwischenspiele (63. Letzter Mensch • (JGB 211) Aristokratische Unterschiede im Rang müssten von dem, der das Leben bejaht, angenommen werden. [61] „Jede Philosophie ist eine Vordergrunds-Philosophie — das ist ein Einsiedler-Urtheil: »es ist etwas Willkürliches daran, dass er hier stehen blieb, zurückblickte, sich umblickte, dass er hier nicht mehr tiefer grub und den Spaten weglegte, — es ist auch etwas Misstrauisches daran.« Jede Philosophie verbirgt auch eine Philosophie; jede Meinung ist auch ein Versteck, jedes Wort auch eine Maske.“ (JGB 289) Oberflächlich legte Nietzsche den geschichtlichen Hintergrund der Moral als Herrschaftsinstrument, die Fehler der Philosophen und, was vornehm ist, dar. Solche Ideen seien nur negativ. Nietzsche verband den Willen zur Macht, gedacht als Prozess, mit dem Konzept der Interpretation. This article is about the book by Friedrich Nietzsche. SWR2 Wissen Friedrich Nietzsche – Werte jenseits von "gut" und "böse" Von Matthias Kußmann Sendung: Freitag, 20. Der Herrenmensch denke in der Kategorie des oben und unten, der Hierarchie. 5. (JGB 23) „Dabei muss man freilich die tölpelhafte Psychologie von Ehedem davon jagen, welche von der Grausamkeit nur zu lehren wusste, dass sie beim Anblicke fremden Leides entstünde: es giebt einen reichlichen, überreichlichen Genuss auch am eignen Leiden, am eignen Sich-leiden-machen, — und wo nur der Mensch zur Selbst-Verleugnung im religiösen Sinne oder zur Selbstverstümmelung, wie bei Phöniziern und Asketen, oder überhaupt zur Entsinnlichung, Entfleischung, Zerknirschung, zum puritanischen Busskrampfe, zur Gewissens-Vivisektion und zum Pascalischen sacrifizio dell’intelletto [das Opfer des Verstandes] sich überreden lässt, da wird er heimlich durch seine Grausamkeit gelockt und vorwärts gedrängt, durch jene gefährlichen Schauder der gegen sich selbst gewendeten Grausamkeit.“ (JGB 229), Der Wille zur Macht als psychologische, der Natur entstammende Antriebskraft, der stets von innen kommende Impuls stehe Jenseits von Gut und Böse. Diese benötige den „Pathos der Distanz.“ (JGB 257) Für den Freien Geist sei Einsamkeit eine Tugend. Ihre Werte seien Gleichheit, Gehorsam, Unparteilichkeit, Altruismus, Aufhebung von Privilegien, Beseitigung von Armut, „Gemeinsinn, Wohlwollen, Rücksicht, Fleiß, Mäßigkeit, Bescheidenheit, Nachsicht, Mitleiden.“ (JGB 199). Er unterschied vier Gruppen: Als Schriften der Krisis bezeichnete er seine frühen Schriften (Geburt der Tragödie 1872, Unzeitgemäße Betrachtungen 1873–1876 und Menschliches, Allzumenschliches 1878–1880 (KSA 6, EH 323)). Schopenhauer is mistaken in thinking that the nature of the will is self-evident (§19), which is, in fact, a highly complex instrument of control over those who must obey, not transparent to those who command. In Beyond Good and Evil, Nietzsche accuses past philosophers of lacking critical sense and blindly accepting dogmatic premises in their consideration of morality. Herrenmoral • Mit diesem Buch und den 1886/87 erscheinenden Zweitauflagen von Geburt, Menschliches, Morgenröte und Fröhlicher Wissenschaft sah er sein Werk als vorerst abgeschlossen an und hoffte, dass sich bald eine Leserschaft entwickeln würde. Für ihn widersprach sich Nietzsche, indem er wie Kant ein allgemeines Prinzip zur Grundlage der Moral machen wollte. (257 – 296), „Ernstlich geredet, es giebt gute Gründe zu der Hoffnung, dass alles Dogmatisiren in der Philosophie, so feierlich, so end- und letztgültig es sich auch gebärdet hat, doch nur eine edle Kinderei und Anfängerei gewesen sein möge“, „Es hiess allerdings die Wahrheit auf den Kopf stellen und das P e r s p e k t i v i s c h e, die Grundbedingung alles Lebens, selber verleugnen, so vom Geiste und vom Guten zu reden, wie Plato gethan hat“, „Aber wir, die wir weder Jesuiten, noch Demokraten, noch selbst Deutsche genug sind, wir guten Europäer und freien, sehr freien Geister – wir haben sie noch, die ganze Noth des Geistes und die ganze Spannung seines Bogens! Das Wort widerspricht sich selbst: was gemein sein kann, hat immer nur wenig Werth.“ (JGB s. 60), In der Anerkennung moralischer Normen richte sich der natürliche Trieb zu Grausamkeit nach innen, gegen sich selbst. Hierzu zählte auch die in Jenseits von Gut und Böse ausgearbeitete These von der „jüdischen Sklavenmoral“, wobei geflissentlich übergangen wurde, dass das Christentum nach Nietzsche den Gedanken des sozialen Ausgleichs nur noch verstärkt hatte. So behauptete Martin Staemmler über die Juden: „Mit ingrimmigen Haß nehmen sie mit der ‚Sklavenmoral einer schwachen und unterwürfigen, demütigen und listigen Rasse (Nietzsche) die ausgesuchteste Rasse: durch planmäßige Umwertung aller Werte, im Kampf gegen alle Instinkte und die Natur, schaffen sie bewußt ein Gegenstück zur Moral, vergiften sie moralisch ein Volk.“[46] Es wurde behauptet, Nietzsche habe die deutsche Art stärken wollen und er sei ein Vordenker des Rassegedankens. Abschließende Bemerkungen. (JGB 284) Er sei unzeitgemäß, ein einsamer Wanderer, losgelöst von traditionellen Werten schweige er über das, was ihn wirklich antreibt. „Europa ist es, das Eine Europa, dessen Seele sich durch ihre vielfältige und ungestüme Kunst hinaus, hinauf drängt und sehnt —“ (JGB 256), Zur Natur, zum ursprünglichen Leben, gehöre Ungleichheit. Perspektivismus bedeutet, dass die Realität für den Menschen subjektiv ist, so wie ihm die Welt erscheint. "Nature's conformity to law" is merely one interpretation of the phenomena which natural science observes; Nietzsche suggests that the same phenomena could equally be interpreted as demonstrating "the tyrannically ruthless and inexorable enforcement of power-demands" (§22). (JGB 57) Bereits in der Einleitung stellte Nietzsche fest: „Christenthum ist Platonismus für’s ‚Volk‘,“ Religion habe die Funktion, ein Weltbild zu erzeugen, mit dem die breite Masse geführt und reguliert werden könne. auch Günter Abel: siehe Fröhliche Wissenschaft FW 125 und Also sprach Zarathustra, Za II Von den Mitleidigen, Winfried Schröder: Moralischer Nihilismus. Einleitung 3 2. [47], Martin Heidegger hat das Konzept des Willens zur Macht als eine metaphysische Grundkategorie interpretiert. Gut bedeutet hier Stärke, Stolz, Vornehmheit, Selbstbewusste Wahrnehmung von Privilegien, Härte gegen die geringer qualifizierte Masse und sich selbst. Jenseits von Gut und Böse. Dionysos-Dithyramben • Die Frage nach dem Tod Gottes[30] diskutierte Nietzsche in Jenseits von Gut und Böse nicht mehr, sondern ging von dieser Tatsache aus. September 2020 um 16:59 Uhr bearbeitet. Nietzsche hat nicht nach Erkenntniswahrheit, sondern nach „Sinnwahrheit“ gefragt. Verhalten und Einstellungen seien naturwissenschaftlich zu erklären. Specifically, he accuses them of founding grand metaphysical systems upon the faith that the good man is the opposite of the evil man, rather than just a different expression of the same basic impulses that find more direct expression in the evil man. „Heideggers Auseinandersetzung mit Nietzsche bleibt auf Aspekte beschränkt, die für seine Konstruktion von Metaphysikgeschichte ergiebig sind.“[50], Adorno sah in Nietzsche die Negation der von ihm kritisierten Aufklärungsmoral. Nachfolgend eine Auswahl besonders bekannter und eindrücklicher Sprüche: Nietzsche hatte in Hinblick auf die Moral einen aufklärerischen Anspruch. Die Sprache, die nach dem Prinzip Subjekt und Prädikat aufgebaut sei, führe zu einer ungerechtfertigten Verdinglichung der Welt. Hiermit gab Nietzsche ein wichtiges Stichwort für den (französischen) Poststrukturalismus. Dass die Welt perspektivisch zu sehen und die jeweilige Weltauffassung eine Interpretation sei, zieht sich durch alle späten Schriften Nietzsches. Nietzsche verband mit Jenseits von Gut und Böse eine Botschaft, so dass dieses Buch nicht so künstlerisch geformt ist, wie der Zarathustra, sondern so, dass die Botschaft möglichst drastisch und überzeugend herüberkommt. Entscheidend seien die Perspektive und die Differenz zu anderen Perspektiven. (JGB 253) Gewissen sei das Ergebnis der Normen der Sklavenmoral. Das Leiden abzuschaffen, wie es Schopenhauer, der Buddhismus, das Christentum, die Demokraten oder die Sozialisten wollten, würde bedeuten, dass der Mensch nur Zuschauer bleibe. Einleitung 4. Herkömmliche Moral diene den Interessen einzelner oder bestimmter Gruppen. As elsewhere, Nietzsche praises the Old Testament while disparaging the New Testament (§52). "Free spirits", by contrast to the philosophers of the past, are "investigators to the point of cruelty, with rash fingers for the ungraspable, with teeth and stomach for the most indigestible" (§44). Was dazu reizt, auf alle Philosophen halb misstrauisch, halb spoettisch zu blicken, ist nicht, dass man wieder und wieder dahinter kommt, wie unschuldig sie sind - wie oft und wie leicht sie sich vergreifen und verirren, kurz ihre Kinderei und Kindlichkeit - sondern Radikale Moralkritik von den Sophisten bis Nietzsche. Berlin 1988, 174, Hans Vaihinger: Die Philosophie des Als Ob, Berlin 1911, 771, Ernst Troeltsch: Gesammelte Schriften Band 2 (Zur religiösen Lage, Religionsphilosophie und Ethik), Mohr, Tübingen 1913, 530–531, Sigmund Freud: Zur Psychopathologie des Alltagslebens, 3. vermehrte Auflage, Berlin 1910, GW 4, S. 77–78 – Freud irrte sich bei der Angabe des Hauptstücks, das korrekt das 4. ist, das den Aphorismus 68 enthält; zitiert nach: Reinhard Gasser: Nietzsche und Freud, de Gruyter, Berlin 1997, 43, Martin Staemmler: Rassenpflege im völkischen Staat, zweite vermehrte und verbesserte Auflage, J.F. Not counting the preface or epode, the main sections are organized into nine parts: In the opening two parts of the book, Nietzsche discusses, in turn, the philosophers of the past, who he accuses of a blind dogmatism plagued by moral prejudice masquerading as a search for objective truth; and the "free spirits", like himself, who are to replace them. ´Mein Urteil ist mein Urteil: dazu hat nicht leicht auch ein Anderer das Recht − sagt vielleicht solch ein Philosoph der Zukunft. Dieser stellt er die Idee des Willens zur Macht gegenüber. (JGB 141), Was aus Liebe gethan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse. Vor Allem will etwas Lebendiges seine Kraft auslassen — Leben selbst ist Wille zur Macht —: die Selbsterhaltung ist nur eine der indirekten und häufigsten Folgen davon.“ (JGB 13), Wenn im Denken ein „Ich“ gebildet wird, die Vorstellung eines Subjekts, so hat dies für Nietzsche seinen Ursprung in der Grammatik. Viele der Themen wie die Wahrheit, Rolle der Wissenschaften oder der Psychologie finden sich bereits in Fröhliche Wissenschaft. JGB 260 und 272) Bei der Herren-Moral gebe es natürliche Unterschiede, die sich in einem verschiedenen Rang der Menschen und der Wertsphären ausdrückten. November 2020, 08.30 Uhr Redaktion: Ralf Kölbel – Wir haben Veränderungen an uns nicht als solche genommen, sondern als ein »An-sich,« das uns fremd ist, das wir nur »wahrnehmen«: und wir haben sie nicht als ein Geschehen, sondern als ein Sein gesetzt, als »Eigenschaft«—und ein Wesen hinzuerfunden, an dem sie haften, d.h. wir haben die Wirkung als Wirkendes angesetzt und das Wirkende als Seiendes.